Wer einmal nach Iona gekommen ist…,

der wird dreimal wiederkommen. Das behauptet zumindest ein altes gälisches Sprichwort, das man im Torbogen zum Kreuzgang der Iona-Abbey lesen kann. Für die meisten Teilnehmer:innen der Iona-Retreat im Frühling diesen Jahres war es die erste Reise zu der kleinen, entlegenen Insel an der Westküste Schottlands. Zwanzig Prädikant:innen, Pastor:innen und andere spirituell interessierte Menschen haben sich Anfang Mai „ Auf den Spuren von Brigida und Columba“ auf die lange Reise nach Iona begeben. Für unsere europäischen Verhältnisse ist es ungewöhnlich, aber man braucht tatsächlich fast zwei Tage für den Weg – selbst mit dem Flugzeug. Doch am Ende waren sich alle sicher: Es hat sich gelohnt. Wir möchten wiederkommen, ein zweites und vielleicht auch ein drittes Mal.

Denn Iona ist tatsächlich ein „thin place“, ein dünner Ort, wie es in der keltisch-christlichen Spiritualität heißt. Nur ein dünner Schleier, zart wie ein Papiertaschentuch, scheint hier die göttliche und die menschliche Welt zu trennen. In den Gebetszeiten der Iona Community in den alten Mauern Abbey Church haben wir uns dem Himmel wirklich etwas näher gefühlt. Für mich ist es aber vor allem die raue und gleichzeitig so sanfte Landschaft der kleinen Insel, die diesen Ort zu einem „thin place“ macht. Gott offenbart sich nicht nur in der Bibel, sondern auch und zuerst in seiner Schöpfung. Das ist eine der grundlegenden Überzeugungen der keltisch-christlichen Spiritualität. Auf unserem Pilgerweg rund um die Insel haben wir das genau das erlebt: Zwischen türkisblauem Wasser, Heidekraut, Felsen und dem Ruf des Austernfischers war für uns die Schöpferkraft Gottes zum Greifen nahe.  

Für das frühe keltische Christentum war es selbstverständlich, Gottesdienste unter freiem Himmel, rund um die berühmten steinernen Hochkreuze zu feiern. Auch dann, wenn gerade nicht die Sonne scheint. Gottesdienste draußen feiern – so dass die Schöpfung nicht nur schöne Kulisse bleibt, sondern selbst Predigerin wird – das ist auch ein Thema für uns hier im Hauptbereich Gottesdienst und Gemeinde. Wir freuen uns über den Austausch mit Gemeinden, die mit Gottesdienst-Formen unter freiem Himmel experimentieren – gern auch jenseits von Schönwetterlagen.

Und wer auch gerne einmal nach Iona möchte (egal, ob zum ersten, zweiten oder dritten Mal), hat dazu in den Osterferien 2024 eine Chance. Nähere Informationen gibt es bei Claudia Süssenbach.

Claudia Süssenbach